Wenn ein Investor sein Geld in ein Unternehmen anlegt sollte er wissen, wie hoch der Wert des Unternehmen ist. Der Wert eines Unternehmens kann über unterschiedliche Methoden berechnet werden. Ziel dieser Unternehmenswert-Berechnungen ist herauszufinden, ob ein Unternehmen am Markt aktuell fair bewertet, überbewertet oder unterbewertet ist. Da der Anlagehorizont beim Investieren sehr lang ist, wird sich eine kleine (0-20%) Überbewertung bzw. Unterbewertung des Unternehmens kaum auf die langjährige Rendite auswirken. Den wahren inneren Unternehmenswert zu berechnen ist allerdings sehr aufwendig und komplex. Deswegen schlagen wir als Alternative zu einer komplexen Unternehmenswertermittlung vor, die Unternehmensbewertung zuerst nach der einfacheren Methode des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) und Kurs-Cash Flow-Verhältnisses (KCV) zu berechnen.
Vereinfachte Unternehmenswertermittlung nach KGV / KCV
Bei der Ermittlung des Unternehmenswertes nach dem KGV / KCV wird geprüft, ob sich der Börsenwert parallel zum Gewinnwachsum und Cash Flow - Wachstum entwickelt hat. Die anzuwendenen Kriterien sind:
a) Das KGV / KCV bleibt über 5 - 10 Jahre entweder konstant oder
b) Das KGV / KCV ist über den Zeitraum von 5 - 10 Jahren gesunken.
Diese Vorgehensweise kann allerdings nur in Kombination mit der GuV-Analyse, Cash Flow - Analyse und Bilanzanalyse angewendet werden, d.h. es wird u.a. angenommen, daß der Unternehmensgewinn und der Cash Flow über einen längeren Zeitraum (5-10 Jahre) angestiegen oder stabil geblieben ist. Gilt diese Annahme nicht, d.h. der Gewinn oder der Cash Flow ist in den vorangegangenen Jahren gesunken, dann sollte nicht in ein solches Unternehmen investiert werden.
Hintergrund: Annahme dieser alternativen Vorgehensweise zur Ermittlung des Unternehmenswertes ist, daß jedes Unternehmen über einen langen Zeitraum hinweg an der Börse gemäß dem inneren Unternehmenswert fair bewertet wird. Demnach sollte sich der wahre innere Unternehmenswert parallel zum Gewinn-Wachsum bzw. Cash Flow-Wachstum entwickeln. Ausnahmen wird es auch hier geben, jedoch werden diese Ausnahmen in der heutigen Informationsgesellschaft immer seltener werden, da immer mehr Informationen über die Unternehmensbewertung / Aktienanalyse für alle Anleger frei zugänglich sind und dieses Wissen der Anleger in den Börsenkurs eingehen wird.
Steigt allerdings das KGV oder das KCV über einen längeren Zeitraum von 5-10 Jahren, bei nicht sinkendem Gewinn und Cash Flow für diesen Zeitraum, dann sollte auf jeden Fall eine Unternehmenswert-Analyse (wie folgend beschrieben) durchgeführt werden.
Hintergrund: Wenn der Cash Flow und der Gewinn eines Unternehmens über einen längeren Zeitraum überproportional steigt und es begründete Annahmen gibt, dass dies auch zukünftig so sein wird, dann kann ein höheres bzw. ein steigendes KGV / KCV durchaus berechtigt sein.
Bei den Methoden der Unternehmensbewertung unterscheidet man die Berechnung des aktuellen Marktwert (Stichtagsbezug) eines Unternehmens (z.B. Börsenwertmethode, Äquivalenzwertmethode) von der Berechnung des "wahren" inneren Wertes eines Unternehmen (z.B. Ertragswertmethode, Discouted Cash Flow / Shareholder Value Methode). Ist der innere Unternehmenswert niedriger als der Marktwert des Unternehmens, kann man annehmen daß das Unternehmen überwertet ist. Ist jedoch der innere Wert eines Unternehmens höher als der Marktwert, dann sollte man annehmen, daß das Unternehmen am Markt unterbewertet ist. Da die Berechnung des inneren Unternehmenswertes sehr aufwendig ist, nutzen viele Analysten und Anleger noch eine weitere Berechnungsmethode des Unternehmenswertes, die Substanzwert- bzw. Buchwertmethode.
Börsenwertmethode
Die Börsenwertmethode ermittelt des aktuellen Marktwert (Marktkapitalisierung) indem die Anzahl der Aktien mit dem aktuellen Kurs multipliziert wird. Dieser berechnete Unternehmenswert dient als Basis für die Untersuchung, ob ein Unternehmen an der Börse korrekt bewertet wird oder nicht (unterbewertet / überbewertet).
Äquivalenzwertmethode
Bei der Äquivalenzwertmethode wird der Wert eines Unternehmens wird mit dem Wert eines vergleichbaren / äquivalenten Unternehmens verglichen, welches in der nahen Vergangenheit den Besitzer wechselte und dem zu bewerteten Unternehmen sehr ähnlich ist. Diese Methode ist für den Kauf eines vollständigen Unternehmens jedoch für die Aktienanalyse nur bedingt geeignet, da diese Methode für Privatanleger sehr aufwendig ist und viele Informationen für den Privatanleger nicht zugänglich sind.
Ertragswertmethode
Bei der Ertragswertmethode werden die zu erwartenden Gewinne (Jahresüberschuss nach Steuer) des Unternehmens über die nächsten 5 Jahre geschätzt und mit den geschätzten Zinssätzen der nächsten 5 Jahre abdiskontiert. Ab dem 5.Jahr wird ein konstanter Gewinn angenommen und über einen Standardzins abdiskontiert. Im folgenden Dokument ist die Berechnung detailliert beschrieben Link: Fachwissenportal Ertragswertmethode
Anmerkung: Die Berechnung des Unternehmenswert anhand der Unternehmensgewinne ist nicht unumstritten, da der Jahresüberschuß wenig Aussagekraft bezüglich der Ertragskraft des Unternehmens hat. Deswegen wird der Discounted Cash Flow / Shareholder Value Ansatz der Ertragswertmethode bevorzugt.
Discounted Cash Flow (DCF) Methode / Shareholder Value Methode
Der Shareholder Value wird wie folgt berechnet: Unternehmensgesamtwert - Fremdkapitalwert.
Der Unternehmensgesamtwert wird über die Discounted Cash Flow (DCF) - Methode berechnet.
Im Gegensatz zur Ertragswertmethode wird bei der DCF-Methode der Free Cash Flow verwendet. Dadurch bekommt diese Methode als Ergebnis eine werthaltigere Aussage zum Unternehmenswert als bei der Ertragswertmethode, da der Free Cash Flow eine bessere Aussagekraft bezüglich der operativer Geschäftstätigkeit besitzt, als der Unternehmensgewinn. Eine detaillierte Vorgabe zur Berechnung des Shareholder Values findet man im Kapitel "Shareholder Value Konzept" im folgenden Dokument: Fachwissenportal Shareholder Value
Substanzwertmethode / Buchwertmethode
Die Berechnung des Substanzwertes erfolgt anhand der Bilanzpositionen (Buchwerte) des Unternehmens zu einem bestimmten Stichtag: Allgemein berechnet sich der Substanzwert aus dem Vermögen abzüglich den Schulden. Zu den Vermögensgegenständen zählen die:
- Sachanlagen
- Finanzanlagen und
- immateriellen Vermögensgegenständen.
Zu den Schulden zählen die:
- Verbindlichkeiten, z.B. Kredite.
- In einer erweiterten Betrachtung des Buchwertes können auch noch
- Rechnungsabgrenzungsposten,
- Bilanzierungshilfen (z.B. aktive latente Steuern) und
- Sonderposten (bilanzielle Umrechnungsdifferenz bei der Stichtagskursmethode) berücksichtigt werden.
Für die Bewertung werden die am Stichtag gültigen Preise herangezogen. Der berechnete Substanzwert bzw. Buchwert in der Bilanz ist letztendlich der Wert den man bei der Zerschlagung des Unternehmens bekommen würde. Dieser Wert entspricht somit dem Liquititionswert des Unternehmens und sollte die absolute Untergrenze des inneren Unternehmenswertes darstellen. Unternehmenswertbetrachtung für die Aktienanalyse
Aufgrund Aussagefähigkeiten der unterschiedlichen Berechnungsmethoden für den Unternehmenswert wird vorgeschlagen den Börsenwert mit dem Shareholder Value zu vergleichen. Ist der Börsenwert kleiner oder gleich dem Shareholder Value, dann ist das Unternehmen an der Börse entweder unterbewertet oder fair bewertet.
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