(Auszug aus der Diplomarbeit von Ralph Leipert: "Analytische Informationssysteme als Basis des Risikomanagement der Unternehmung")
3.1.2 Relationales Datenbanksystem
Das Relationale Datenbanksystem (RDBS) ist das zur Zeit am weitesten verbreitete DBS. Relational heißt dabei, daß die gespeicherten Daten zu anderen Daten in diesem System in Beziehung (Relation) gestellt werden können.
Zur Datenmodellierung bedient man sich zumeist dem Entity Relationship Modell (ERM) bzw. dem erweiterten ERM (EERM) als Semantisches Datenmodell und dem Relationenmodell als logisches Datenmodell (siehe folgende Abbildungen).
Abbildung 3-2 Entity Relationship Model
Ausgehend vom ERM-Modell werden die Entities (Abteilung, Mitarbeiter, Projekt, Adresse) in ein Realationenschema überführt. Diese werden dann als Relationen in Beziehung zueinander im Relationenmodell dargestellt. Das ERM kann man in folgende vier Relationschemata überführen.
Adresse |
= |
{Adresse-ID, Name, Vorname, Straße, Ort, PLZ} |
Mitarbeiter |
= |
{Mitarbeiter-ID, Adresse-ID, Abteilung-ID, Tätigkeit, Projekt-ID} |
Abteilung |
= |
{Abteilung-ID, Bezeichnung} |
Projekt |
= |
{Projekt-ID, Bezeichnung} |
|
|
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Abbildung 3-3 Relationenmodell
Die logische Modellierung der Unternehmensdaten in Tabellen ist eine sehr systemnahe Lösung. Dadurch erreicht man eine effiziente und leistungsstarke Datenhaltung. Eine leistungsstarke Datenbankmanagementabfragesprache (z.B. SQL) verwaltet dabei alle Zugriffe auf die Daten. Durch diese relationale Datenhaltung ist es dem Unternehmen möglich, große Mengen an Daten zu speichern. Weitere Vorteile sind die Einfachheit, Verständlichkeit und Homogenität, da die Daten in zweidimensionalen Tabellen dargestellt werden. Schwierig ist bei diesem System allerdings die Speicherung und Verwaltung von nichtsystemnahen (bzw. in systemnahe schwer umwandelbaren), realtitätsnahen Konstrukten. Dadurch treten nicht nur Probleme bei der Datenmodellierung sondern auch beim Zugriff auf die Daten auf. Heuer zählt folgende Problemfelder von RDBS auf: Datenmodellierung, Datenbankentwurf, Anfragesprachen, Update-Operationen, Zugriffspfade, Optimierung. Die detaillierte Auseinandersetzung mit diesen einzelnen Problembereichen kann man bei Heuer nachlesen bzw. werden im Kapitel „Verteilte Datenbanksysteme“ bei den 12 Anforderungen kurz genannt.
Das ORDBS ist eine Erweiterung des RDBS um objektorientierte Konstrukte wie Klassenbildung, Objektidentität, Kapselung, Vererbung, Generalisierung und Polymorphismus. Dabei wird noch zwischen RDBS mit objektorientierten Erweiterungen und ORDBS unterschieden. Das Ausschlußkriterium aus den ORDBS ist dabei das Vorhandensein einer Typ-Hierarchie und die Möglichkeiten zur Vererbung von Strukturen und Methoden. Trotz der objektorientierten Konzepte stellt die Relation das grundlegende Konstrukt im Datenbankmodell dar. Deshalb gehören diese Datenmodelle nicht zur Klasse der OODBS. Die ORDBS haben somit keine grundlegenden Vorteile bzw. Nachteile gegenüber den RDBS in Bezug auf die Verwendung in den OLTP.
OODBS sind DBS, die die Anforderungen der Objektorientierung erfüllen.
OODBS = OO + DBMS
Objektorientierung heißt, in Objekten und Methoden zu denken und nicht in systemnahen Konzepten wie z.B. Relation, Tabelle und Relationenalgebra. Wenn Objektorientierung in Verbindung mit einem DBMS umgesetzt wird, spricht man von OODBS.
OODBS sind zur Zeit noch nicht sehr verbreitet, dies liegt einmal in den hohen Entwicklungskosten und daraus resultierend in den Produktkosten, andererseits auch in der Verbreitung von RDBS, die zumeist die Anforderungen an OLTP erfüllen. OODBS werden heute eingesetzt, wenn die Komplexität der Datenstrukturen durch RDBS nicht mehr bewältigt werden kann (z.B. CAD/CAM, CASE, Wissenschaftliche Datenbanken). Außerdem findet man OODBS im Einsatz, wenn neue Datentypen zur Speicherung benötigt werden, wie z.B. die Speicherung von Multimediadaten, mehrdimensionale Daten sowie Dokumente (z.B. HTML).
OODBS haben jedoch die gleiche Funktion und Aufgabe wie RDBS, sie speichern bzw. verwalten Daten für die OLTP. Der größte Unterschied zwischen diesen beiden Konzepten liegt erstens in der Speicherung von komplexen Daten in den OODBS bzw. in den ORDBS und zweitens in der Wiederverwendbarkeit und der Erweiterbarkeit von objektorientierten Datenmodellen. Objektorientierte Datenbankkonzepte haben somit die gleichen Anforderungen wie RDBS an das DBMS. Diese werden noch im nächsten Kapitel näher erläutert werden.
29 Vgl.: Heuer, Andreas, (1992), S. 299
30 Vgl.: Heuer, Andreas, (1992), S. 83
31 Vgl.: Heuer, Andreas, (1992), S. 83-146
32 Vgl.: Heuer, Andreas, (1998), S. 5
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